Die denkmalgeschützte Kelter in Ötisheim erzählt eine 300-jährige Geschichte vom Weinbau, Wandel und Wiederaufbau. Heute dient das Gebäude nicht mehr dem Keltern, sondern der Begegnung – als kultureller Veranstaltungsort im Herzen der Gemeinde.
Ötisheim. In der Schönenberger Straße 13 steht ein echtes Schmuckstück der Ortsgeschichte: Die Kelter Ötisheim, ein imposanter Fachwerkbau aus dem Jahr 1701, errichtet vom königlichen Kameralamt. Einst diente sie als zentrale Wein- und Obstkelter, heute ist sie denkmalgeschützt und belebt das kulturelle Gemeindeleben als Veranstaltungsort.
Ursprünge im Mittelalter
Die Geschichte der Kelter reicht weit zurück. Bereits 1404 ist urkundlich ein Weingarten am Aichbühl belegt. Damals waren die örtlichen Weinbauern verpflichtet, ihre Ernte in der Ötisheimer Kelter zu verarbeiten. Ein Siebtel des Weins – der sogenannte Kelterwein – ging an das Kloster Maulbronn.
Die ursprüngliche Kelter war mit dem Fruchtkasten kombiniert – im Erdgeschoss wurde gepresst, darüber gelagert. Doch im Jahr 1692, nach der Schlacht bei Ötisheim, fiel das Gebäude den Flammen zum Opfer.
Wiederaufbau und Nutzung
1701 errichtete das königliche Kameralamt die neue Kelter: ein zweigeschossiger, giebelseitiger Fachwerkbau, mit diagonalgestellten Ausfachungen, Andreaskreuzen und einer dreischiffigen Kelterhalle. Im Erdgeschoss standen mehrere große Kelterbäume, mit denen Weintrauben und Obst gepresst wurden. Das Obergeschoss diente als Lagerraum für Getreide, Tabak und Geräte.
1826 übernahm die Gemeinde das Gebäude, das bis ins späte 20. Jahrhundert als Obst- und Weinkelter in Betrieb war. Die historische Nutzung prägte Generationen von Winzern und Obstbauern in der Region.
Sanierung und neue Bestimmung
2001 beschloss der Gemeinderat, das Gebäude grundlegend zu sanieren. 2010, nach neun Jahren Planung und Restaurierung, wurde das rund zwei Millionen Euro teure Projekt erfolgreich abgeschlossen. Seitdem ist die Kelter nicht nur ein Zeugnis lokaler Handwerkskunst, sondern auch ein moderner Veranstaltungsort.
Mit einer Höhe von 15 Metern und denkmalrechtlich geschützt nach § 28 DSchG, verbindet die Kelter heute Vergangenheit und Gegenwart. Rechts vom Gebäude befindet sich das Pfarrhaus, das gemeinsam mit der Kelter und dem nahegelegenen Pfleghof das historische Ensemble Ötisheims bildet.
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