Naturdenkmal „Eiche am Roten Meer“ prägt den Schlossberg in Herrenberg

Auf dem Herrenberger Schlossberg steht mit der „Eiche am Roten Meer“ ein 380‑jähriger Hutebaum, der als Naturdenkmal geschützt ist und von einer bewegten Vergangenheit als Weide-, Galgen- und Wahrzeichen erzählt.

Herrenberg (Baden‑Württemberg) – Wer den schmalen Bergrücken des Schlossbergs erklimmt, begegnet einem echten Zeitzeugen: der Stieleiche „Eiche am Roten Meer“ (Quercus robur). Vor nahezu 400 Jahren als Hutebaum gepflanzt, bot sie einst Weidetieren Schatten und Nahrung – und prägt bis heute das Landschaftsbild oberhalb der Stadt.

Die mächtige Eiche, deren Erdstamm 5,70 Meter Umfang misst, teilt sich fünf Meter über dem Boden in drei Stämmlinge und trägt eine trichterförmige Krone. Alte Schnittstellen und sorgsam mit Harz versiegelte Wunden zeugen von jahrhundertelanger Pflege. Eine Legende berichtet gar von einem Schäferstreit, der hier mit einem Galgenbaum endete.

Namensgeber ist das nur wenige Schritte entfernte, langgestreckte „Rote Meer“ – eine historische Teuchelgrube. In dem künstlich angelegten Wasserbecken wurden hölzerne „Teuchel“, ausgehöhlte Kiefernstämme für die frühere Herrenberger Wasserversorgung, feucht gehalten. Eisenhaltiger Schilfsandstein färbte das Regenwasser rötlich und gab der Grube ihren Namen.

Heute ist die Eiche ein ausgewiesenes Naturdenkmal und gilt als größte Eiche auf Herrenberger Gemarkung – ein markanter Fixpunkt für Wanderer, Radfahrer und Geschichtsliebhaber gleichermaßen. Bei Nacht verwandelt das fahle Licht einer Taschenlampe die knorrigen Äste in eine beinahe gespenstische Szenerie, doch am Tag lädt der Baum zum Innehalten und Staunen ein.

Unweit der alten Dame wurde 2017 zudem eine Martinseiche gepflanzt – zum 500‑jährigen Reformationsjubiläum Martin Luthers. Gemeinsam erinnern beide Eichen daran, wie eng Natur, Kultur und Geschichte auf dem Schlossberg miteinander verwoben sind.



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