Pinache: Waldenserdorf mit Geschichte und Tradition in Württemberg - Pinache – Ein lebendiges Zeugnis waldenserischer Geschichte in Württemberg

Pinache – Ein lebendiges Zeugnis waldenserischer Geschichte in Württemberg

Pinache, ein Dorf zwischen Dürrmenz und Wiernsheim, wurde im Juni 1699 auf größtenteils Wiernsheimer Gemarkung gegründet. Der Name des Ortes geht auf Pinasca im italienischen Chisonetal zurück, der Heimat der waldenserischen Gründer. Die Anfänge waren hart: Bereits 1720 wanderten viele Einwohner in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Brandenburg aus. Während einige zurückkehrten, gründeten andere umliegende Ortschaften wie Gottstreu und Gewissenruh.

Heute zeugt das Waldensermuseum im ehemaligen Rathaus von der bewegten Geschichte der Gemeinde. Das 1812/13 erbaute Gebäude diente einst als Schule und beherbergt heute Informationstafeln, französische Bibeln, handgeschriebene Dokumente und weitere Ausstellungsstücke, die die Geschichte und Gegenwart der Waldensergemeinden Pinache und Serres anschaulich machen.

Ein besonderer Schatz des Dorfes ist die Waldenserkirche in Pinache – die älteste aus Stein erbaute Waldenserkirche Deutschlands. Ursprünglich errichteten die Siedler eine Holzkirche, die jedoch bald baufällig wurde. Mit Unterstützung des Herzogs von Württemberg wurde 1721 der steinerne Neubau vollendet. Pfarrer Jean Giraud, der damals die Gemeinden leitete, verfasste eine Kirchenordnung, die bis heute teilweise gültig ist. Die Grabplatten unter der Kanzel erinnern an Giraud und Scipio Arnaud, einen Sohn des Waldenserführers Henri Arnoud.

Typisch für Pinache ist die Hauptstraße mit ihren Giebelhäusern, eine Bauweise, die durch den Hofarchitekten des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg geprägt wurde und charakteristisch für waldenserische Dörfer in der Region ist.

Zwischen 1888 und 1901 wirkte Adolf Märkt als Pfarrer in Pinache und Serres. Sein engagierter Einsatz für die öffentliche Wasserversorgung und die Gründung einer Spar- und Darlehenskasse haben nachhaltige Spuren hinterlassen. Ihm zu Ehren erinnert der „Adolf-Märkt-Brunnen“ vor dem ehemaligen Schulhaus an seine Verdienste.

Das heutige Schulhaus, das nach dem Ersten Weltkrieg anstelle des 1914 abgebrannten alten Pfarrhauses errichtet wurde, dient heute als Veranstaltungsort. Das ursprüngliche Pfarrhaus war zudem Armenhaus für die Gemeinde.

Ein weiteres kulturelles Highlight ist das 1951 gebaute Kelterhaus, in dem bis 1970 Obst gepresst wurde. Auch das 1847 errichtete Backhaus wird noch immer für Feste genutzt – hier werden Schwarzbrot, Hefekranz, Ölkuchen, Zwiebelkuchen und Rahmkuchen nach alter Tradition gebacken.

Besucher können außerdem das originale ehemalige Gefängnis des Dorfes besichtigen, ein weiteres historisches Zeugnis aus vergangenen Zeiten.

Pinache verbindet in einzigartiger Weise reiche waldenserische Geschichte mit lebendiger Tradition und Gemeinschaft – ein Ort, der das kulturelle Erbe der Region bewahrt und erlebbar macht.

 

 

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