Serres: Historisches Waldenserdorf und Symbol der Gemeinschaft in Württemberg

Serres, gegründet 1699 von Waldenserfamilien aus Italien, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Von der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bis hin zum modernen Plus-Energie-Kindergarten steht das Dorf heute für Tradition und nachhaltige Entwicklung in der Region.

Serres – Waldensergeschichte lebendig zwischen Tradition und Moderne

Der Ortsteil Serres, zwischen Wiernsheim, Großglattbach, Iptingen und Mönsheim gelegen, wurde im Jahr 1699 von etwa 120 Waldenserfamilien aus dem unteren Chisonetal in Italien gegründet. Die Namensgebung „Serres“ leitet sich von „Serre“ ab – einer Bezeichnung eines der Herkunftsdörfer der Waldenser. Der 10. Juni 1699 gilt als offizieller Gründungstag, als Vogt Greber den Familien ihre Grundstücke übergab.

Die Geschichte des Waldenserdorfs ist eng mit der Vertreibung der französischen Waldenser durch den Herzog von Savoyen und deren Flucht nach Württemberg, Baden und Hessen verbunden. Am „Platz des Patoua“ erinnert eine Ausstellung mit Schilderungen und Erzählungen an diese Herkunft. Patoua, der okzitanische Dialekt, war lange Zeit Alltagssprache der Waldenser in Serres – der letzte Sprecher, Johannes Peter Gille, verstarb 1952.

Ein wichtiger Beitrag zur Dokumentation der Waldensergeschichte stammt vom Pfarrer Adolf Märkt (1888–1901), der wertvolle Niederschriften hinterließ und vor etwa 100 Jahren erstmals Verbindungen zu den Ursprungsgemeinden in Italien aufbaute.

Die Waldenserkirche in Serres entstand ursprünglich um 1705 als schlichte Holzkirche und wurde 1761 durch einen massiven Steinbau ersetzt. Der Friedhof hinter der Kirche wurde 1787 angelegt. Die ersten Kirchenbücher legte Pfarrer Henri Salomon Weiss von Pinache an.

Das traditionsreiche Backhaus, errichtet 1862 auf Anordnung des Königs von Württemberg aus Brandschutzgründen, wird auch heute noch für die Herstellung von Schwarzbrot, Hefekranz und Kuchen genutzt und ist ein lebendiges Symbol des Gemeinschaftslebens.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch in Serres tiefe Spuren: Am 11. April 1945 zerstörte ein Fliegerangriff etwa 80 % des Dorfes, darunter das alte Rathaus von 1823, das bis auf die Grundmauern niederbrannte. Trotz großer Not wurde nach Kriegsende das neue Rathaus mit Kelter, Gemeindewaschküche und Feuerwehrgerätehaus errichtet. Am 9. Juli 1949 wurde bei der Grundsteinlegung eine Urkunde zusammen mit historischen Dokumenten in einer Kartusche eingemauert.

Ein weiterer Meilenstein für Serres und die umliegende Gemeinde Wiernsheim ist der moderne Plus-Energie-Kindergarten, der an der Stelle des alten Schulhauses von 1851 errichtet wurde. Mit diesem nachhaltigen Bauprojekt erhielt Wiernsheim 2010 den Preis für Kommunalen Klimaschutz und setzt damit ein starkes Zeichen für die lokale Energiewende.

Serres steht damit heute für eine gelungene Verbindung von reicher Waldensergeschichte, lebendiger Tradition und innovativem Umweltschutz – ein Beispiel für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Gemeinden in Württemberg.

 

Quelle KI

 

 

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