Pforzheim Hauptbahnhof: Geschichte & Mobilität im Wandel

Pforzheim Hauptbahnhof – mehr als ein Verkehrsknoten: Mit über 160 Jahren Geschichte, architektonischer Strahlkraft und einem dichten Netz an Bus- und Bahnverbindungen ist er zentraler Treffpunkt, Denkmal und Mobilitätsdrehscheibe der Goldstadt.

Pforzheim. Der Pforzheimer Hauptbahnhof, nördlich der Innenstadt gelegen, ist seit 1861 nicht nur ein reines Verkehrsbauwerk – er ist ein Zeuge der Stadtgeschichte, ein Denkmal der Nachkriegsmoderne und ein zentraler Bestandteil des öffentlichen Lebens in der Goldstadt.

Als Trennungsbahnhof verknüpft er heute die Bahnstrecke Karlsruhe–Mühlacker mit der Nagoldtalbahn und bietet Anschluss an zahlreiche Stadt- und Regionalbuslinien.


Vom Endbahnhof zum Verkehrsknotenpunkt

Eröffnet wurde der erste Bahnhof am 3. Juli 1861 durch die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen als Endpunkt der Strecke von Karlsruhe. Schon 1863 wurde er zum Durchgangsbahnhof bis Mühlacker – ab 1868 durch die Anbindung der Nagoldtalbahn zum Trennungsbahnhof mit zunehmendem Verkehrsaufkommen.

Die Gleisanlagen wurden für die Nagoldtalbahn und Enztalbahn mit eigenen Stumpfgleisen westlich des Bahnhofs ausgebaut. Wegen der parallelen Zuständigkeit der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen war Pforzheim lange ein Gemeinschaftsbahnhof, bis zur Gründung der Deutschen Reichsbahn im Jahr 1920.


Zerstörung und Wiederaufbau

Das spätklassizistische Empfangsgebäude von 1861 fiel am 23. Februar 1945 einem Luftangriff zum Opfer. Der heutige Bau wurde 1958 nach Plänen von Helmuth Conradi eröffnet – modern, lichtdurchflutet, mit klaren Linien und verglaster Empfangshalle. Goldeloxierte Aluminiumplatten erinnern an die Schmuckindustrie Pforzheims.

Das Gebäude steht seit 1989 unter Denkmalschutz. Anlass war ein geplanter Umbau durch die Deutsche Bahn – das Denkmalamt wollte die architektonische Originalität schützen.

Ein Highlight im Inneren ist das Wandrelief von Josef Karl Huber, das die "Goldstadt an der Schwarzwaldpforte" symbolisch in Szene setzt.


Barrierefreiheit & Modernisierung

Die Bahnhofsanlage wurde ab 2011 umfangreich modernisiert: Drei neue Aufzüge sorgen seither für barrierefreien Zugang zu allen Bahnsteigen. Ab 2015 folgte der Umbau von vier Bahnsteigen auf eine einheitliche Höhe von 55 Zentimetern, um den Einstieg zu erleichtern. Die Umbaukosten: rund 7,3 Millionen Euro, davon übernahm die Stadt 1,8 Millionen Euro.

Zwischen 2018 und 2020 entstand zudem im Westen ein neues Betriebswerk für Abellio Rail Baden-Württemberg auf dem Areal des alten Württembergischen Güterbahnhofs.


Verkehr: Von Orient-Express bis Intercity

Bereits ab 1883 war Pforzheim Halt des legendären Orient-Expresses. Der Bahnhof war einst Umschlagplatz für Kurswagen nach Bad Wildbad – die letzten dieser Verbindungen endeten 1995. Auch ein Schnellzug von Frankfurt nach Konstanz machte hier bis 1964 Halt.

Heute wird Pforzheim im Fernverkehr nur noch von der IC-Linie 61 im Zweistundentakt sowie werktags von einem IC-Zug der Linie 34 angefahren. Der Bedeutungsverlust begann 1991 mit der Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart, die Pforzheim umgeht – ein Schritt, der lokal bis heute kritisch gesehen wird.


Regional- & Stadtverkehr

Im Nahverkehr wird der Bahnhof von sieben Bahnlinien angefahren, darunter:

  • RE 1 (Karlsruhe–Stuttgart)

  • MEX 17A (Stuttgart–Pforzheim–Bad Wildbad)

  • RB 74 / RB 72 / S5 / S6

  • S5 Eilzüge ergänzen den Takt in der Hauptverkehrszeit.

Zahlreiche Regionalbuslinien (z. B. 715, 739, 762, 763) sowie Stadtbuslinien (2–7, 10, 16, 17, 41–43) verbinden das Umland und die Stadtteile mit dem Bahnhof. Der zentrale ZOB direkt am Bahnhof erleichtert das Umsteigen.


Fazit

Der Pforzheimer Hauptbahnhof ist weit mehr als ein Ort des Ankommens und Abfahrens: Er ist ein Ort mit Geschichte, Architektur, Wandel und Relevanz. Auch wenn der Fernverkehr zurückgegangen ist, bleibt er für Zehntausende Pendler und Reisende täglich Dreh- und Angelpunkt des Nahverkehrs in der Region.

 

 

 

 

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