Schlossberg Pforzheim: Vom mittelalterlichen Machtzentrum zur kulturellen Erinnerungsstätte

Zwischen romanischer Sakralkunst und Kriegsruinen: Der Schlossberg in Pforzheim erzählt von Fürstengräbern, der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und dem behutsamen Wiederaufbau. Heute steht er für Geschichte, Gedenken und Kultur in der Goldstadt.

Der Pforzheimer Schlossberg – das historische Herzstück der Stadt – war über Jahrhunderte hinweg ein zentraler Ort für Macht, Religion und Kultur. Bereits um 1067 erwähnt, diente die Anhöhe an der Enz zunächst als strategischer Standort einer salischen Turmhügelburg. Kaiser Heinrich IV. unterzeichnete hier eine bedeutende Urkunde. Diese frühe Anlage entwickelte sich später zur markgräflichen Residenz.

Im Zentrum: die Schloss- und Stiftskirche St. Michael, ein Bauwerk mit romanischen, gotischen und spätgotischen Elementen (1250–1470). Sie war nicht nur ein Gotteshaus, sondern ab 1538 auch Grablege des Hauses Baden. Besonders eindrucksvoll sind bis heute die Renaissance-Epitaphien im Stiftschor.

Zerstörung und Wiederaufbau

Am 23. Februar 1945 traf Pforzheim ein verheerender Luftangriff, bei dem auch die Schlosskirche nahezu vollständig zerstört wurde. Dachstuhl und Gewölbe stürzten ein, Kapellen und Sakristeien wurden vernichtet – ein schwerer Verlust für das kulturelle Erbe der Stadt.

Bereits 1946 initiierte die Stiftung der Freunde der Schlosskirche den Wiederaufbau. Unter Mitwirkung bekannter Künstler wie Jürgen Weber (Bronzeportal, 1959) sowie der Glasmaler Klaus Arnold, Valentin Feuerstein und Karl Crodel erhielt die Kirche eine moderne Interpretation ihres ursprünglichen Erscheinungsbildes.

Der Schlossberg heute: Kultur trifft Geschichte

Heute ist der Schlossberg nicht nur Gedenkort, sondern lebendiger Geschichtsraum:

  • Der Archivbau (um 1560), ehemals Amts- und Verwaltungsgebäude unter Markgraf Karl II., blieb erhalten und wurde 2003 um das barocke Amtskellerhaus („Einnehmerei“) ergänzt.

  • Das Reuchlinkolleg wurde zwischen 2006 und 2008 an der Südseite des Stiftschores rekonstruiert. Es beherbergt eine Ausstellung zum Leben des europäischen Humanisten Johannes Reuchlin, dessen einstige Bibliothek hier untergebracht war.

  • Der Leitgastturm, letzter Wehrturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung, wurde 1949/50 zum Wohnturm ausgebaut und prägt das Stadtbild südöstlich der Kirche.

Fazit

Der Schlossberg ist ein beeindruckendes Beispiel für den respektvollen Umgang mit Vergangenheit und Zerstörung. Wo einst markgräfliche Macht residierte, stehen heute Gedenken, Kultur und Forschung im Mittelpunkt. Die Geschichte lebt weiter – nicht in Ruinen, sondern in rekonstruierten Mauern, Ausstellungen und Erinnerungen.

 

Quelle KI

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