Pforzheim Stadt

Wallberg Pforzheim: Vom Kriegsort zum Mahnmal und Wahrzeichen

Der Wallberg in Pforzheim spiegelt mehr als 100 Jahre Stadtgeschichte: von militärischer Fliegerwache über Trümmerberg bis hin zum zentralen Erinnerungs- und Erholungsraum.

Pforzheim – Der Wallberg gehört zu den prägenden Orten der Stadt. Kaum ein anderer Platz vereint so viele Facetten der Pforzheimer Geschichte: militärische Bedeutung, städtebauliche Entwicklung, gesellschaftliche Debatten und lebendige Erinnerungskultur.

Frühwarnsystem im Ersten Weltkrieg
Während des Ersten Weltkriegs war der Wallberg Standort einer Fliegerwache. Von hier aus wurden feindliche Fliegerangriffe gemeldet, nachdem der erste Angriff auf Karlsruhe 1915 die Bedrohungslage deutlich machte. Alarmierungen erfolgten zunächst durch Glockenläuten, später auch mit Signalbomben. Schon damals war jedoch klar, dass eine rechtzeitige Warnung nur eingeschränkt möglich war.

Mahnmal für die Kriegsfolgen
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Wallberg eine völlig neue Funktion. Er wurde aus den Trümmern der zerstörten Stadt künstlich aufgeschüttet und wuchs um mehrere Dutzend Meter. Heute erinnert der Berg als Mahnmal an die Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 1945 und ist ein Symbol für den Wiederaufbau und den Wunsch nach Frieden.

Städtebauliche Herausforderungen und neue Infrastruktur
In den Nachkriegsjahren diente der Wallberg nicht nur als Schuttdeponie, sondern wurde in die Stadtplanung integriert. Wasserhochbehälter zur Sicherung der Trinkwasserversorgung, Planungen für Verkehrsprojekte wie die B10-Trasse sowie Grünanlagen und Aufforstungen veränderten sein Gesicht. Zugleich gab es kontroverse Diskussionen um militärische Nachnutzungen: Pläne für eine NATO-Raketenstellung wurden in den 1950er Jahren nach Protesten verworfen.

Ort des sozialen Wandels
Ab den späten 1950er Jahren wurden am Wallberg Baracken für Gastarbeiter errichtet, später über Unterkünfte für Asylsuchende diskutiert. Dies führte zunächst zu Widerständen, brachte aber langfristig gesellschaftliche Integration und machte den Wallberg auch zu einem Symbol sozialer Veränderung.

Heute ein Natur- und Erinnerungsraum
Mit Pflanzaktionen, gärtnerischer Überformung und dem Ausbau zu einem Naherholungsgebiet hat der Wallberg eine neue Identität gefunden. Er gilt als „Hausberg“ und wird liebevoll „Monte Scherbelino“ genannt. Spazierwege, Grünflächen und Ausblicke auf die Stadt laden Besucher ein, Geschichte und Natur miteinander zu verbinden.

Der Wallberg ist damit weit mehr als ein Hügel – er ist ein lebendiges Geschichtsbuch und ein starkes Symbol für Wandel, Erinnerung und Zusammenhalt in Pforzheim.

 

#Pforzheim #Wallberg #MonteScherbelino #Stadtgeschichte #Mahnmal #ZweiterWeltkrieg #ErsterWeltkrieg #Erinnerungskultur #Stadtentwicklung #Naherholung

Pin It

Kommentar schreiben

Senden