Wallberg Pforzheim: Vom Weinberg zum Mahnmal der Geschichte

Ein stillgelegter Steinbruch, ein Symbol für Trümmer und Erinnerung: Der Wallberg in Pforzheim erzählt von Weinbau, Kriegszerstörung und einer Stadt, die nicht vergessen will.

Pforzheim – Er erhebt sich eindrucksvoll über dem Brötzinger Tal: Der Wallberg, heute Gedenkstätte und Kulturdenkmal, war einst ein Weinberg, später ein Steinbruch – und schließlich ein Ort der Mahnung an die zerstörerische Kraft des Zweiten Weltkriegs.

Schon im 15. Jahrhundert wurde am Südhang des Wallbergs Weinbau betrieben. Die Herren von Rüppur bewirtschafteten hier laut Urkunden aus dem Jahr 1450 große Weingüter. Doch der Niedergang des Anbaus im 19. Jahrhundert ließ neue Nutzungen folgen – etwa Obst- und Beerenkulturen.

Abgebaut wurde auf dem Wallberg auch: In mehreren Steinbrüchen gewann man bis 1933 Muschelkalk. Während des Zweiten Weltkriegs errichtete die Wehrmacht am Südhang einen Bunker, der 1945 gesprengt wurde. Schon im Ersten Weltkrieg befand sich auf dem Berg eine Fliegerwache, später diente er als Flugabwehrstellung.

Gleichzeitig war der Wallberg stets ein beliebtes Ausflugsziel. Lokale wie das Höhencafé Sinzenich (ab 1925) oder das Café Grimm luden mit Aussichtsterrassen zum Verweilen ein. Der Blick reichte über Pforzheim hinweg bis zum Schwarzwald.

Doch am 23. Februar 1945 änderte sich alles. In nur 20 Minuten zerstörte ein Luftangriff über zwei Drittel der Stadt Pforzheim, mehr als 18.000 Menschen verloren ihr Leben. Ein großer Teil des Trümmerschutts wurde im Brötzinger Tal deponiert – und schließlich auf dem Wallberg.

Zwischen 1952 und 1965 wurde ein stillgelegter Steinbruch mit über 1,65 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt verfüllt. Die Höhe des Berges wuchs dadurch um rund 40 Meter – von 378 auf 417,5 Meter.

Im Jahr 1966/67 wurde der neu geformte Wallberg auf Grundlage eines Entwurfs des Landschaftsarchitekten Prof. Alwin Seiffert gestaltet. Die bewusst kahlen Formen sollten ihn als Landschaftsskulptur und Mahnmal erkennbar machen. Der flache Anstieg im Osten und der steile Abfall im Westen unterstreichen diesen symbolischen Charakter.

1986 schrieb die Stadt Pforzheim einen künstlerischen Wettbewerb zur Gestaltung der Wallbergkuppe aus – doch eine lebhafte Debatte verhinderte die Umsetzung der Siegerentwürfe.

Ein erster Schritt der Erinnerung folgte 1989 mit einer Gedenktafel am Ostrand der Plattform. Die markanteste Veränderung kam jedoch 2005: Auf Initiative des Vereins „Pforzheim mitgestalten“ errichteten engagierte Bürgerinnen und Bürger fünf Gedenkstelen. Diese zeigen Bilder der alten, zerstörten und neu erbauten Stadt – ein sichtbares Zeichen der Mahnung und Hoffnung.

Der Wallberg ist damit mehr als ein Hügel – er ist ein Ort der Erinnerung und des Innehaltens, geschaffen aus den Trümmern der Stadt, getragen vom Willen der Bevölkerung, zu gedenken und zu gestalten.

 

 

Quelle KI

 

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