Der Böblinger Landrat Roland Bernhard wirft der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) Widersprüchlichkeit vor. Trotz ihrer Ankündigungen, ambulante Strukturen auszubauen, plant sie die Schließung der Notfallpraxis in Herrenberg.
Landrat Bernhard wirft KVBW Widerspruch und Verantwortungslosigkeit vor
Mit deutlichen Worten hat Landrat Roland Bernhard die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) kritisiert. Anlass ist die geplante Schließung der Notfallpraxis in Herrenberg zum Jahresende – ein Schritt, der nach Ansicht des Landrats im direkten Gegensatz zu den öffentlichen Aussagen der KVBW steht.
Während die KVBW in ihrer jüngsten Pressemitteilung den Aufbau „neuer und effizienter ambulanter Strukturen“ ankündigt, werde vor Ort eine funktionierende Notfallversorgung aufgegeben.
„Die KVBW verspricht vollmundig, neue ambulante Versorgungsangebote zu schaffen, wo sie erforderlich sind. Gleichzeitig schließt sie in Herrenberg eine seit Jahren etablierte Notfallpraxis. Das ist nicht nur ein eklatanter Widerspruch, sondern schlichtweg Heuchelei auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten“, so Bernhard.
Schließung gefährdet die medizinische Versorgung
Die Notfallpraxis Herrenberg gilt als wichtiger Bestandteil der ambulanten Versorgung im südlichen Landkreis Böblingen. Ihre Schließung hätte laut Bernhard massive Folgen für das regionale Gesundheitswesen.
Die Notaufnahme des Herrenberger Krankenhauses müsste künftig deutlich mehr Patientinnen und Patienten versorgen – und das bei bereits angespannter Finanzierung.
Laut Bernhard kostet jeder ambulante Notfall das Krankenhaus im Schnitt 88 Euro mehr, als von den Krankenkassen erstattet wird.
„Die KVBW entzieht sich ihrer Verantwortung und wälzt ihren Sicherstellungsauftrag und die damit verbundenen Kosten eiskalt auf unsere Kliniken ab. Das gefährdet nicht nur die Wirtschaftlichkeit unserer Krankenhäuser, sondern vor allem die Notfallversorgung für alle“, mahnt Bernhard.
Unterstützung vom Herrenberger Oberbürgermeister
Auch Herrenbergs Oberbürgermeister Nico Reith fordert die KVBW auf, die Entscheidung zu überdenken:
„Wir haben in Herrenberg eine funktionierende ambulante Notfallversorgung, die für unsere Bevölkerung von großer Bedeutung ist. Statt diese wichtige Struktur zu schließen, appelliere ich an die KVBW, ihre Entscheidung zurückzunehmen.“
Reith warnt ebenfalls vor den Folgen: Die Schließung der Praxis würde die Krankenhausnotaufnahme zusätzlich belasten und das bestehende medizinische Angebot schwächen.
Landkreis verweist auf eigenes Medizinkonzept
Der Landkreis Böblingen sieht sich selbst gut aufgestellt: Mit seinem Medizinkonzept habe er die Grundlagen geschaffen, um die Versorgung in der Fläche zu sichern.
Bernhard fordert nun ein entsprechendes Verantwortungsbewusstsein auch von der KVBW:
„Wir stehen zu unserer Verantwortung. Jetzt ist es an der Zeit, dass die KVBW das ebenfalls tut – nicht mit leeren Phrasen in Pressemitteilungen, sondern mit konkreten Taten in Herrenberg.“
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