Ob Reihengräber aus der Merowingerzeit, Klosterverwaltung oder Poststation: Knittlingen im Enzkreis blickt auf eine eindrucksvolle Historie zurück – von der Jungsteinzeit bis zur Stadterhebung im Jahr 1840.
Knittlingen: Historischer Überblick über eine Stadt mit jahrtausendealter Geschichte
KNITTLINGEN (ger). Knittlingen – heute eine lebendige Stadt im Enzkreis Baden-Württemberg – blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück. Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahr 843 unter dem Namen „Cnudelingen“ im bekannten Lorscher Codex, doch archäologische Funde belegen eine viel frühere Besiedlung.
Jungsteinzeit und Merowinger: Früheste Spuren
Jüngste archäologische Ausgrabungen „Im Bergfeld“ bestätigen, dass bereits in der Jungsteinzeit sowie im Frühmittelalter Menschen in der Region lebten. Besonders bedeutend ist der Fund von Reihengräberfeldern aus dem 7. Jahrhundert, die der Merowingerzeit zugeordnet werden.
Kloster Maulbronn und kulturelles Erbe
Ab dem 13. Jahrhundert war Knittlingen Teil des Besitzes des Klosters Maulbronn. In dieser Zeit entstanden wichtige Gebäude wie das Steinhaus, die Kelter und die Lateinschule, in der sich heute das bekannte Faust-Archiv befindet. Die Verbindung zum Kloster prägte die Entwicklung des Ortes über viele Jahrhunderte hinweg.
Knittlingen als Poststation und Handelszentrum
Ein weiteres bedeutendes Kapitel der Stadtgeschichte beginnt im Jahr 1490, als Kaiser Maximilian I. die erste regelmäßige Postverbindung Europas zwischen Innsbruck und den Niederlanden einrichtete. Betrieben von der Familie Thurn und Taxis, war Knittlingen 1495 und 1499 als Poststation belegt. Nach einer Pause wurde die Stadt ab 1563 erneut Poststation – und gewann damit erneut an Bedeutung.
Zudem verlief durch Knittlingen eine wichtige Handelsstraße von Frankfurt am Main über Speyer nach Cannstatt, die das wirtschaftliche Leben stark belebte.
Zerstörung und Wiederaufbau
Trotz ihrer Bedeutung blieb die Stadt nicht von Zerstörungen verschont:
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1360 durch den rheinischen Pfalzgrafen,
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1632 im Dreißigjährigen Krieg durch die Truppen von General Ernesto Montecuccoli,
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1692 durch französische Truppen.
Diese Überfälle führten zu teils schweren Stadtbränden, die große Teile der alten Bebauung vernichteten. Der Bereich um die Seestraße trägt heute noch den Namen „Rotes Meer“, ein Hinweis auf den einstigen See und das durch das Feuer rot gefärbte Wasser.
Stadtrecht und Kreiszugehörigkeit
Nach wechselnder Herrschaft – bis 1495 kurpfälzisch, danach württembergisch – wurde Knittlingen im Jahr 1840 offiziell zur Stadt erhoben.
Die kommunale Zugehörigkeit entwickelte sich weiter:
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Ab 1806 Teil des Oberamts Maulbronn,
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Von 1938 bis 1972 dem Landkreis Vaihingen zugeordnet,
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Seit der Kreisreform 1973 gehört Knittlingen zum Enzkreis.
Mit ihren Stadtteilen Freudenstein-Hohenklingen und Kleinvillars bildet die Stadt heute eine historisch gewachsene Gemeinde, die durch zahlreiche Zeugnisse ihrer Vergangenheit beeindruckt.
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