Ein Abend voller Wertschätzung, Geschichte und europäischer Perspektiven: Die Stadt Pforzheim hat im feierlichen Rahmen den 31. Reuchlinpreis an Prof. Dr. Karl Schlögel verliehen – einen der bedeutendsten Osteuropa-Historiker unserer Zeit.
Bei einer feierlichen Veranstaltung im Theater Pforzheim hat die Stadt am Samstag den renommierten Osteuropa-Historiker Prof. Dr. Karl Schlögel mit dem 31. Reuchlinpreis ausgezeichnet. Zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Stadtgesellschaft nahmen an der Ehrung teil. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim.
Ein Preisträger mit europäischer Wirkung
Oberbürgermeister Peter Boch begrüßte die Gäste und würdigte das Lebenswerk des Historikers. Schlögel habe mit seinem besonderen Zugang – dem „Vor-Ort-Sein“ und dem Lesen von Räumen – eine völlig neue Perspektive auf Osteuropa eröffnet. Seine Arbeit prägt seit Jahrzehnten den öffentlichen Blick auf europäische Geschichte, Kultur und Konflikte.
Erst wenige Wochen zuvor war Schlögel mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt worden.
Werte, Verantwortung und europäischer Kontext
In seiner Rede hob Boch auch die humanistische Tradition Johannes Reuchlins hervor und erinnerte an die Grundwerte Frieden, Freiheit und Toleranz. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine betonte er die Notwendigkeit von Zusammenhalt und Solidarität.
Der Reuchlinpreisträger trug sich im Anschluss an die Verleihung in das Goldene Buch der Stadt Pforzheim ein. In seiner Dankesrede sprach Schlögel über Pforzheim als „Stadt der Wiedergeburt“ nach der Zerstörung im Jahr 1945 – ein Thema, das ihn nach eigenen Worten tief bewege.
70 Jahre Reuchlinpreis – Zeitzeugen zu Gast
Das diesjährige Jubiläum markiert 70 Jahre Reuchlinpreis. Besonders geehrt wurden drei Zeitzeugen der ersten Preisverleihung 1955: Hans Mann, Fritz Schönthaler und Johan George Reuchlin, ein Nachfahre des Bruders von Johannes Reuchlin.
Bedeutung des Reuchlinpreises
Der Reuchlinpreis wird seit 1955 vergeben und zeichnet alle drei Jahre herausragende geisteswissenschaftliche Leistungen aus – insbesondere Arbeiten, die über das eigene Fach hinaus wirksam sind. Der Vorschlag für die Preisträger erfolgt durch die Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
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